40 Jahre Filmkultur in Kassel
Am 10. Juni 1981 eröffnete der Filmladen Kassel e. V. sein gleichnamiges Kino in der Goethestraße.
"Die schüchterne Öffnung unseres Herzblutes. Eine dramatische Darbietung unserer Vorlieben. Lichtspielhaus mit Werkstatt und Getränkeausgabe. Das Kino, welches wir Euch und uns erschliessen - Meilensteine sind hier angebracht- spielt für Kinder und alle anderen. Eine Werkstatt. deren Produktion in Gang gesetzt werden muss. Neue Dinge auf Zelluloid und Magnetband. Wir sind jederzeit ansprechbar.
Verschiedene Leute interessieren sich für viele Dinge, in Zukunft werden sich unsere Filmvorführungen mehr thematisieren. Schwerpunkte, die jetzt schon erkennbar sind werden wir rausgreifen und in Filmbild und Wort näherbringen. Unsere Filmarbeit finanziert uns nicht wir leben für unsere Schulden und einen Glashaufen voll alten Metall. - Dienstag ab 10.00 Uhr gibt es ein Plenum im Filmladen."
(Auszug aus dem Programmheft Nr. 1., Juni 1981)
40 Jahre Filmladen – das sind:
über 8.500 Filme
über 1.500.000 Zuschauer
65 x Kinderfilmfest
37 x Dokumentarfilm- und Videofest
29 x Open Air Kino
und über 400 Filmreihen
mit über 1.100 Gästen (RegisseurInnen, SchauspielerInnen, ReferentInnen etc.)
dafür gab es:
den Kulturförderpreis der Stadt Kassel
32 x den Hessischen Kinopreis
18 x Auszeichnungen des Staatsministers für Kultur für ein hervorragendes Jahresprogramm
Hervorgegangen ist der Filmladen aus einer studentischen Filminitiative, die 1980 den gemeinnützigen Verein Filmladen Kassel e.V. gründete. Dies geschah zu einer Zeit als die Stadt Kassel, als erste deutsche Stadt ihr kommunales Kino - das "filmforum" in der Volkshochschule - schloss.
Die Hauptaufgabe des Vereins ist nach wie vor die Betreibung des Kinos in der Goethestraße. Diese Arbeit ist verbunden mit der Idee des kulturellen Freiraums, in dem der Film einen Stellenwert als Form der kritischen und künstlerischen Ausdrucksweise einnimmt. Mit diesem Profil ist der Filmladen nicht nur zu einer Institution Kassels geworden, sondern hat nationale und internationale Bedeutung erlangt. Vom Kinotypus her nimmt der Filmladen eine Position zwischen dem privatwirtschaftlich betriebenen Programmkino und dem eines kommunalen Kinos ein. Mit dem ersteren hat er die auf Eigeneinnahmen basierende Finanzierung gemeinsam, mit dem letzteren verbinden ihn weite Teile seines filmkulturellen Selbstverständnisses.
Das Programm
Das Programm zeichnet sich durch Filme aus, die neue Horizonte erschließen, die aufregen, die stimulieren, die Diskussionen hervorrufen und zum Nachdenken anregen, die aber auch unterhalten.
Der Filmladen zeigt täglich bis zu vier verschiedene Filme. Bei der Auswahl werden besonders filmkünstlerisch bedeutsame Filme berücksichtigt, die im kommerziellen Kino kaum oder gar nicht gezeigt werden. Dazu zählen sozial und politisch engagierte Arbeiten, Experimental- und Dokumentarfilme, unabhängige Produktionen sowie filmgeschichtlich relevante Filme. Zur Konzeption gehört ferner, die Filme im engen Kontakt mit dem Publikum zur Aufführung zu bringen. Dies meint zum einen die Zusammenarbeit mit Personen, Initiativen, Vereinen und Institutionen, wie z. B. der Universität, wodurch eine Integration und Auseinandersetzung auch außerhalb des Kinos erreicht wird. Zum anderen werden kontinuierlich Regisseur/innen eingeladen, die ihren Film persönlich vorstellen und somit zur Diskussion anregen.
Aktivitäten
Neben dem Kinobetrieb haben wir im Laufe der Jahre eine breite Palette weiterer Aktivitäten entwickelt. Folgende Beispiele sind nur eine Auswahl.
So veranstaltet der Filmladen zweimal im Jahr das "Kasseler Kinderfilmfest" und ein acht-wöchiges Open-Air-Filmfest. Als zusätzliche Dienstleistung wird die Organisation von Filmreihen für externe Auftraggeber übernommen.
Im Programm wird oft Bezug zu anderen kulturellen Ereignissen in Kassel wie der documenta oder zu Ausstellungen des Museums für Sepulkralkultur, des Stadtmuseums des Kasseler Kunstvereins und des Museum Fridericianum genommen.
In der Reihe unserer Projekte nimmt das jährlich stattfindende "Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest" eine besondere Stellung ein. Seit nunmehr 28 Jahren bildet es ein wichtiges Forum für nationale und internationale dokumentarische Film- und Videoarbeiten.
Der Filmladen Kassel e.V. fördert ebenfalls engagiert das regionale Filmschaffen. So erleben viele Kasseler Filmproduktionen - wie auch der oskarprämierte Animationsfilm "Quest" - in unserem Kino ihre Uraufführung.